Das Beten ist oft ein Flüstern. Es wird etwas ausgesprochen, das man nur Gott ins Ohr flüstern möchte. Vor Gott kann ich mich geben, wie ich bin. Er weiß es ohnehin. Und niemand anderes erfährt, was ich flüstere.
Viele Menschen beten erst, wenn sie in einer Notlage sind. Dann ist ihr Gebet ein Hilferuf. Manchmal schreit eine Seele zu Gott, etwa wenn ein geliebter Mensch todkrank oder wenn er gestorben ist. Oft fällt es schwer, passende Worte zu finden für das, was einen in der Tiefe bewegt. Dann könnte es hilfreich sein, ein paar Gebete zu lesen, die andere formuliert haben. Vielleicht findet sich eines, das auch ein seltener Beter leise mitflüstern kann.
Beim Beten brechen oft auch Fragen auf, z.B.: Ist das Beten nicht ein Selbstgespräch? Ob da wirklich jemand ist, der das Gebet hört? Manchmal wird selbst eine ganz dringende Bitte nicht erhört. Dann steht man vor der Frage, ob das Beten wirklich sinnvoll ist.
Die 15 Abschnitte in diesem Buch, die mit dem Stichwort „Nachgedacht“ beginnen, beschäftigen sich mit solchen Fragen. Da wird keine lehrhafte Theologie des Gebets aufgebaut. Unser ganzes Leben ist ein Weg, auf dem wir immer wieder in neue Horizonte hineingehen. Darum möchte dieses Buch keine fertigen Antworten liefern, sondern Impulse, die anregen sollen, einen neuen Horizont zu entdecken.
Wolfgang Raupp, geboren 1946, Pfarrer der Badischen Landeskirche, Religionslehrer an verschiedenen Gymnasien, pastoralpsychologische Ausbildung, verheiratet, 2 Kinder. 1993 verstarb der Sohn Thomas an Leukämie, von 1984 bis 1999 Beauftragung für Besuchsdienst und Hauskreisarbeit im Amt für Missionarische Dienste; dann Schuldekan, seit 2011 im Ruhestand.
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